Arekapak – modernes und ökologisches Verpackungsdesign
Alexandra Matthies und Nicole Plock verfolgen mit ihrem indischen Teampartner Babu Ravanepalli eine wegweisende Gründungsidee. Sie wollen den Verpackungsmarkt revolutionieren – und das nachhaltig und ökologisch. Das Material dafür bildet ein Abfallprodukt aus Indien: das Blatt der Arekapalme. Was dahintersteckt, welches die nächsten Schritte sind und wie mögliche Kooperationspartner unterstützen können, erzählen uns die diesjährigen Finalisten des Businessplan-Wettbewerbs Berlin-Brandenburg (BPW) im Interview.
Arekapak – das klingt nach einem fantasievollen Firmennamen. Doch es steckt ein ganz praktischer Bezug dahinter. Könnt Ihr uns den kurz erläutern?
Arekapak ist ein nachhaltiges Verpackungsdesign, das aus dem Blatt der Arekapalme hergestellt wird. Der Wortursprung „Areka“ stammt aus Indien und bedeutet „Fruchtbüschel“. Die dort heimische Betelnusspalme wird auch Arekapalme genannt, da die Betelnuss in großen Büscheln an dieser Pflanze wächst.
Das Palmblatt ist die Schutzhülle eines Palmwedels, das wie Laub vom Baum fällt. In Indien ist es in riesigen Mengen vorhanden, doch bisher wird nur ein kleiner Teil davon genutzt. Dabei kann der Rohstoff ganz ohne den Einsatz von künstlichen Zusätzen in Form gepresst werden. Für uns ist das der ideale Grundstoff für unser Verpackungsdesign.
Wie seid Ihr denn auf die Idee gekommen? Was hat Euch zu der Gründung inspiriert?
Als wir ein Auslandssemester in Indien verbracht haben, waren wir fasziniert von der Schönheit und Kultur des Landes. Leider sahen wir aber auch eine hässliche Seite: Berge aus Müll. Dieser drastische Anblick des Plastikproblems schärfte unseren Blick für die Suche nach Lösungen.
Auf unseren Reisen durch das Land beobachteten wir, wie dort Naturmaterialien traditionell verarbeitet und im Alltag genutzt werden. Inspiriert von den spannenden Eigenschaften und der natürlichen Schönheit dieser Materialien, entwickelten wir das Konzept zu einem nachhaltigen Verpackungsdesign im Rahmen unserer Bachelorarbeit. Entstanden ist Arekapak – eine funktionale und ästhetische Alternative zu gängigen Verpackungen.
Funktional, ästhetisch, aber auch ökologisch. Wie sieht es denn mit Eurer Ökobilanz aus? Und welche Effekte hat Euer Vorhaben vor Ort?
Die Herstellung erfolgt in Indien durch lokale Manufakturen in einem wasser- und energiearmen Verfahren aus Hitze und Druck. Es werden keine weiteren künstlichen Zusatzstoffe hinzugefügt.
Durch unsere Produktion mit Kleinproduzenten in Indien bleibt die Wertschöpfung im Land und unterstützt dort eine nachhaltige ökonomische Entwicklung. Auch die Kleinbauern der Areka-Plantagen können durch den Vertrieb des ursprünglichen Agrar-Abfalls einen kleinen Nebenverdienst erwirtschaften.
Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus von Arekapak im Vergleich zu konventionellen Packstoffen, so ist er ressourcen- und umweltschonender. Der Rohstoff ist ein nachwachsendes Agrar-Abfallmaterial, für das keine Bäume gerodet werden. Und im Produktionsprozess werden 50-90 % weniger Wasser und Energie verbraucht als in der klassischen Kunststoffherstellung. Zudem ist Arekapak kompostierbar und kann so in der Entsorgungsphase vollkommen in den Naturkreislauf zurückgeführt werden. Das schafft bisher kein klassisches Verpackungsmaterial.
Um auch beim Transport möglichst ökologisch zu arbeiten, wird dieser von Indien nach Deutschland über Seefrachtschiffe abgewickelt. Im Vergleich zu Luftfracht und LKW-Transport haben die Schiffe eine wesentlich bessere CO2-Bilanz. Die Verpackungen sind außerdem leicht und platzsparend stapelbar.
Für die, die es ganz genau wissen wollen, erarbeiten wir aber noch eine vollständige und aussagekräftige CO2-Bilanz, sobald alle entscheidenden Faktoren bekannt sind.
Das klingt nach einer echten Revolution auf dem Verpackungsmarkt. Wie ist denn Euer aktueller Projektstand? Fehlt Euch noch etwas, um richtig durchstarten zu können?
Wir befinden uns derzeit in der Gründungsphase unseres Unternehmens, in der wir die Produktentwicklung zur Marktreife führen. Um die Entwicklung nah am Markt zu gestalten, arbeiten wir eng mit potenziellen Kunden zusammen. Dabei ergründen wir die Bedürfnisse der Handelsunternehmen und testen das Material und unsere Designs auf die Eignung im Zusammenhang mit verschiedenen Produkten und Lieferketten. Wir sind sehr daran interessiert uns mit weiteren potenziellen Kunden auszutauschen, um unser Verpackungsdesign optimal an den Markt anzupassen. Es sind kaum Erfahrungswerte im Umgang mit unserem Material in Bezug auf Produktverpackungen vorhanden, sodass wir umfassende Verpackungsprüfungen durchführen und dafür Partner suchen.
Natürlich benötigen wir schließlich auch noch die passende Finanzierung. Derzeit schauen wir uns sowohl nach Kreditmöglichkeiten sowie Investoren und Förderungen um.
Welche Weiterentwicklungen habt Ihr geplant? Woran arbeitet Ihr gerade?
Zur Zeit arbeiten wir an einer verbesserten Verschließbarkeit der Verpackungen und testen die Möglichkeiten von Größen, Tiefen und Formen. Außerdem forschen wir am Material, um dessen Eigenschaften auf verschiedene Einsätze zu überprüfen.
Für unsere Unternehmen ist natürlich die technische Voraussetzung ein wichtiger Aspekt. Ist Eure Verpackung denn mit den klassischen Verpackungsmaschinen kompatibel?
Das ist abhängig vom zu verpackenden Produkt und dem finalen Design. Um dies in der Produktentwicklung zu berücksichtigen, arbeiten wir mit einem Ingenieur aus dem Bereich Verpackungstechnik zusammen und führen Testprojekte mit Pilotkunden durch.
Das klingt nach einem vielversprechenden Gründungsprojekt und auch wir bleiben gespannt, wie es bei Euch weitergeht. Vielen Dank für das Gespräch.