08.08.16Berlin

Unternehmensbonität beeinflusst Kreditvergabe der Banken


Die Wirtschafts- und Finanzkrise in den Jahren 2008/2009 führte weltweit zu einer der schwersten Rezessionen seit den 1930er-Jahren und war auch für den deutschen Mittelstand eine Belastungsprobe. Sie ging mit einer Eintrübung der Bonität vieler Unternehmen einher. Der starke Wachstumseinbruch und die hinzukommenden erheblichen Finanzierungsengpässe waren für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ein Stresstest, durch den ihre Stabilität auf die Probe gestellt wurde. Wie sich die Bonität des deutschen Mittelstands seit der Finanzkrise entwickelt hat, untersucht eine aktuelle Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
 
Spätestens seit der Implementierung von Basel II im Jahr 2007 wird von den Banken ein stärker differenziertes Risikomanagement regulatorisch eingefordert. Damit verbunden ist eine genauere Beurteilung der Kreditrisiken einschließlich der Bonität. Je risikoreicher der Kreditnehmer, umso mehr Eigenkapital muss die Bank für den vergebenen Kredit vorhalten. Das zwang auch die kleinen und mittleren Unternehmen, sich verstärkt mit ihren Risiken und ihrer Bonität auseinanderzusetzen.
 

Die Studien-Ergebnisse im Überblick (Quelle: KfW Research, August 2016 )

  • Der deutsche Mittelstand trug den neuen regulatorischen Rahmenbedingungen frühzeitig Rechnung. Bereits seit der Ankündigung von Basel II im Jahr 2004 haben die KMU ihre Eigenkapitalausstattung sukzessive gestärkt.
  • Größere Unternehmen weisen in der Regel eine bessere Bonität auf als kleine. Die Gründe dafür sind vielfältig und schließen sowohl quantitative als auch qualitative Unterschiede mit ein. So haben größere Unternehmen beispielsweise oft eine bessere Eigenkapitalausstattung als kleinere: Im Jahr 2014 hatten Unternehmen mit 50 und mehr Beschäftigten eine durchschnittliche Eigenkapitalquote von 34 Prozent. Kleinunternehmen kamen hingegen nur auf durchschnittlich 22 Prozent.

  • Zwischen 2009 und 2014 war die durchschnittliche Bonitätsbewertung der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes (244 Punkte) deutlich besser als die von Dienstleistungsunternehmen oder Unternehmen der Baubranche (jeweils 256 Punkte). Handelsunternehmen liegen mit 248 Punkten im Mittelfeld

Banken müssen mehr Mittel bereithalten!

Klar ist: Der Zusammenhang zwischen Kreditzugang und Bonität darf auch in Phasen guter Finanzierungsbedingungen nicht in den Hintergrund geraten. Denn in Krisenzeiten spüren vor allem bonitätsschwache Unternehmen die Rationierung des Kreditangebots stark. Kleine und mittlere Unternehmen können somit nur als Stütze der Wirtschaft fungieren, wenn ihre Bonität stimmt. Das haben die Betriebe in Berlin und Brandenburg erkannt und in den vergangenen Jahren hart – aber vor allem auch erfolgreich – an ihrer Bonitätsentwicklung gearbeitet. Entscheidend ist jedoch, dass die Kreditwirtschaft auch in konjunkturell schwachen Phasen ausreichend Mittel zur Verfügung stellt. Insbesondere für eine kleinbetriebliche Struktur, wie sie in Berlin-Brandenburg vorherrscht, ist dies von hoher Bedeutung.

Ihr Ansprechpartner

Klaus Jeske, UVB, Unternehmensverbände, Berlin, Brandenburg
Volkswirtschaft, Statistik und Förderpolitik
Klaus
Jeske
Telefon:
+49 30 31005-127
Telefax:
+49 30 31005-240
E-Mail:
Jeske [at] wveb.de