Wie ein Start-up aus Wildau die Industrie 4.0 nach Brandenburg bringt
Am Anfang stand eine Idee, die sich im Kopf von Dr. Karsten Königstein zu einem handfesten Plan entwickelte: Firmen jeder Größenordnung und Branche mit smarter und vor allem bezahlbarer Technologie zur vollständigen Digitalisierung ihrer Produktionsprozesse zu verhelfen. Als ehemaliger Manager bei BOSCH und Berater vieler internationaler Konzerne brachte Königstein für seine Mission einen entscheidenden Vorteil mit: Er kannte die Bedürfnisse der produzierenden Unternehmen und wusste um die Gründe ihrer Zurückhaltung, wenn es um neue Investitionen geht. Im Jahr 2015 sollten den Gedanken schließlich Taten folgen und Königstein gründete die Sinfosy GmbH.
Digitalisierung als Teil der Geschäftsstrategie
Was für viele Industriebetriebe auf dem Spiel steht, ist nicht weniger als die Zukunft selbst. Denn die internationale Konkurrenz schläft nicht, verrät ein Blick auf den Standortindex DIGITAL. Dort liegt Deutschland hinter den USA, Südkorea, Großbritannien und Finnland auf dem fünften Platz. “Das Problem bei der Digitalisierung ist die große Unsicherheit, welche viele Firmen im Hinblick auf die Umsetzbarkeit haben. Die IT-Abteilungen der Betriebe sind mit dem Tagesgeschäft vollkommen ausgelastet. Die Anstellung eigener Experten ist sehr kostspielig und scheitert aufgrund der großen Nachfrage auch oft am Fachkräftemangel”, verrät Königstein. Sinfosys Lösung: System as a Service (SAAS). Unternehmen erhalten die komplette Technik inklusive Installation, Software und Support zu einem monatlichen Mietpreis. So bekommen auch mittlere und kleine Betriebe die Chance, Industrie 4.0 effektiv in ihrer Produktion umzusetzen. Digitalisierung ganz ohne Entwicklungskosten also.
Die smarte Technologie von Sinfosy
Um einen Anwendungsfall zu veranschaulichen, werfen wir einen Blick nach Brandenburg. Ein Hersteller elektronischer Bauteile setzt in seinem Werk auf eine chaotische Lagerplatzordnung. Jedes Teil lagert an einem gerade verfügbaren Platz und muss vom Personal für jeden weiteren Produktionsschritt zunächst gefunden werden. Das kostet Zeit, Geld und kann sogar zum Stillstand führen. Sinfosy löste das Problem mit einer Technologie zur Indoor Lokalisierung namens SINTRA. Dafür wurden handelsübliche Smartphones wandseitig in der Lagerhalle montiert. Sie fungieren als Sensoren, die die sogenannten Beacons orten. Die Beacons werden einfach an den Lagerbehältern befestigt und digital mit beliebig vielen Zusatzinformationen wie z.B. Inhalt, Stückzahl, Zustand oder Produktionsdatum versehen. Eine Live-Inventur des kompletten Lagerbestands kann jederzeit und mit nur wenigen Klicks durchgeführt werden. Die Zeit zum Auffinden der benötigten Teile reduziert sich dabei auf Null. So wurden 3.500 qm Lagerhalle mit einer digitalen Infrastruktur ausgestattet, die sofort einsatzbereit ist und eine Amortisationszeit von nur 2 Monaten aufweist. Das Werk selbst wird dank digitaler Unterstützung deutlich leistungsstärker und konkurrenzfähiger.
Innovation made in Brandenburg
Was so einfach klingt, ist eine echte Innovation, die auch den Brandenburger Innovationspreis mehrfach nach Wildau holte. In den Jahren 2016, 2017 und 2018 erreichte Sinfosy mit seinen Lösungen SILVA, SINTRA und SCIP jeweils den ersten Platz im Wettbewerb. Ein erstaunlicher Erfolg auch im Hinblick auf die relativ junge Firmengeschichte. Hinter den abstrakten Namen stecken ein einfach zu integrierendes System für die Überwachung von Maschinen und ein digitales Infoboard. Beide Lösungen sind leicht zu bedienen und erleichtern das Tagesgeschehen in der Produktion immens. Zu Sinfosys Kunden gehören mittlerweile große Namen wie Daimler, BOSCH und Trafö. Für die Zukunft bereiten sich Königstein und sein Team auf die Zusammenarbeit mit vielen internationalen Partnern vor. Denn seit März 2019 ist Sinfosy offizieller MindSphere-Partner bei SIEMENS und an der Gestaltung der weltweit größten IoT-Plattform beteiligt. Bis 2020 soll die Plattform bis zu 26 Milliarden Objekte miteinander verbinden. Für Königstein, sein Team und den Firmenstandort in Wildau bedeutet diese Entwicklung vor allem Wachstum. “Wir haben noch Großes vor”, verrät er. Und das wissen auch seine Investoren.