So krank sind die Beschäftigten in Berlin und Brandenburg
Jede Berlinerin und jeder Berliner fehlen im Schnitt 19,4 Tage pro Jahr wegen Krankheit. In Brandenburg sind es 23,7 Tage. Das ist das Ergebnis einer neuen bundesweiten Erhebung des Dachverbands der Betriebskrankenkassen mit Daten von 2021. Damit liegt die Hauptstadt leicht über dem Bundesdurchschnitt von 18,2 Tagen, Brandenburg übertrifft ihn deutlich.
Der Krankenstand 2021 verbleibt wie im Vorjahr auf stabilem Niveau, obwohl die Corona-Variante Omikron für deutlich mehr Ausfälle in den Belegschaften gesorgt hat.
Warum sind die Menschen in der Hauptstadtregion länger krank als solche in anderen Regionen? Die Unterschiede ergeben sich aus dem regionalen Branchenmix, den regional unterschiedlichen Unternehmensstrukturen und der damit einhergehenden unterschiedlichen Bedeutung der einzelnen Berufsgruppen.
Die durchschnittliche Krankheitsdauer
Wie in den Jahren zuvor, entfiel auch 2021 das Gros der Krankschreibungen auf kurzzeitige Erkrankungen: Zwei Drittel sind nach spätestens einer Woche erledigt. Aufgrund der Impfungen ist selbst eine Coronainfektion meist nach ein bis zwei Wochen überstanden. Langwierige Erkrankungen machen zwar nur rund 10 Prozent der Krankheitsfälle aus, führen aber bei einer Genesungsdauer von durchschnittlich mehr als vier Wochen zu besonderen Herausforderungen für die Betriebe.
Der Krankenstand im Jahresverlauf
Dass die Pandemie ihre Spuren hinterlässt, zeigt der Blick in die Monatsstatistik. Seit dem Frühjahr 2022 rollt eine Erkältungswelle durchs Land. Der Wegfall von Kontaktbeschränkungen, die Wiederaufnahme des öffentlichen Lebens und die Lockerungen bei der Maskenpflicht tragen alle zu dem Revival von Husten, Schnupfen und Fieber bei.
Die Krankheitsgründe
Mit steigendem Alter treten vermehrt Verschleißerscheinungen auf. So ist rund ein Viertel aller Krankheitstage auf Muskel- und Skeletterkrankungen zurückzuführen. In keiner anderen Krankheitsart steigen die Ausfälle mit dem Alter so kräftig an. Psychische Erkrankungen treten zwar seltener auf, verursachen aber die längsten Ausfallzeiten je Fall. Umgekehrt ist es bei den Atemwegserkrankungen: Sie treten vergleichsweise häufig auf, sind im Schnitt aber nach gut einer Woche ausgestanden.
Die Rolle des Alters
Es liegt nahe, langwierige Ausfälle mit dem Alter der Beschäftigten in Verbindung zu bringen. Denn offenkundig beansprucht die Genesung älterer Mitarbeiter mehr Zeit. Jenseits der 55 ist die durchschnittliche Ausfallzeit mehr als doppelt so lang wie in der Altersgruppe der 35- bis 39-Jährigen. Körperliche Verschleißerscheinungen oder schwerwiegende Erkrankungen treten bei jüngeren Kollegen seltener auf.
Die Häufigkeit von Krankschreibungen
Mehr als die Hälfte der Mitglieder einer Betriebskrankenkasse ist 2021 kerngesund geblieben. Coronabedingte Verhaltensregeln haben wohl ihren Teil dazu beigetragen. Der Blick auf erste Daten aus 2022 deutet aber an, dass der Anteil der Beschäftigten, die bislang ungeschoren davonkommen sind, deutlich sinken wird.
Der Krankenstand in den Branchen
Das Vorurteil, die Arbeit in der Industrie sei ein Knochenjob, gilt heute weniger denn je. Der steigende Dienstleistungsanteil an Industrieprodukten, der hohe Standard in der Arbeitssicherheit und nicht zuletzt das betriebliche Gesundheitsmanagement lassen die Branchenunterschiede schwinden.
Die Krankheitskosten der Arbeitgeber
Bis zu sechs Wochen zahlt der Arbeitgeber das Gehalt weiter, wenn ein Mitarbeiter krankgeschrieben ist. Erst danach springt die Krankenkasse mit ihrem Krankengeld ein, das allerdings nur noch 70 Prozent des regelmäßigen Bruttoentgelts beträgt. Mit 78 Milliarden Euro setzte sich der langjährige Kostenanstieg 2021 weiter fort. Die Gründe: Jährliche Lohnsteigerungen treiben die Ausgaben ebenso in die Höhe wie der Beschäftigungszuwachs im vergangenen Jahrzehnt und die Alterung der Belegschaften.
Die Angaben in den Grafiken basieren auf einer jährlichen Auswertung des Dachverbands der Betriebskrankenkassen (BKK), in die alle von einem Arzt attestierten Krankheitstage einfließen. Die Ergebnisse lassen sich angesichts der 4,4 Millionen beschäftigten BKK-Mitglieder gut auf die Gesamtwirtschaft übertragen.